Stephen King-Verfilmungen sind eine Sparte für sich. Da der Gute einer der meistgelesendste Autoren ist kennen die Leute die Geschichten schon, wenn sie den Sprung auf die Leinwand oder den Bildschirm machen. Und jedesmal hinterher der große Katzenjammer: "Das Buch war viel besser, heul." Ich für meinen Teil versuche diese Verfilmungen losgelöst von der literarischen Vorlage zu betrachten, da es ein King'sches Stilmittel ist ellenlang Details zu beschreiben und die Empfindungen der Charaktere auszutappen. Das KANN man nicht visuell umsetzen - andere Wege werden bei der Umsetzung begangen und damit diejenigen Zuschauer enttäuscht, die von den Filmen erwarten, dass sie sie in die gleichen Stimmungslagen versetzen wie die Bücher. Eine 1:1-Umsetzung ist nicht machbar - es sei denn, jemand wäre bereit, sich für 5 oder 6 Stunden ins Kino zu setzen.
Deshalb ging man nach einer Weile dazu über, King's Wälzer fürs Fernsehen zu produzieren. In Form der beliebten 2-Teiler hatte man mehr Zeit zur Verfügung. Allerdings brachte das ein weiteres Handicap mit sich. Der Produktionsstandart ist beim Fernsehen niedriger und dem Fluß der Geschichte schadet es auch, wenn sie häppchenweise dargeboten wird. Zuerst in zwei großen Happen (an verschiedenen Tagen), zum anderen in vielen kleinen Häppchen wegen der vielen Werbeunterbrechungen. Das führt bei amerikanischen Fernsehfilmen allgemein zu der Schwierigkeit für den Drehbuchautoren alle zehn- bis fünfzehn Minuten etwas besonders interessantes passieren zu lassen, dass der Zuschauer dabeibleibt und nicht wegzappt. Sieht man sich das fertige Produkt in einem Rutsch an, geht dies einem ziemlich auf die Nerven, denn so verfällt ein Film einem ziemlich ungeschickten Erzählrythmus. Schön anhand der Videofassung nachzuvollziehen, bei der in den genannten Intervallen eine lange Abblende kommt. Ein weiteres großes Handicap ist, dass man sich bei Fernsehfilmen in Punkto Sex und Gewalt ziemlich zurückhalten muß - und das ist bei King-Verfilmungen auch so eine Sache.
Eine King-typische Kleinstadt begegnet einem Phänomen. Die einzelnen Personen werden vorgestellt und charakterisiert, ohne dabei allzusehr in die Tiefe zu gehen. Der Held hat ein Alkoholproblem und eine Stahlplatte aufgrund eines Unfalls in seiner Jugend im Kopf. Weitere Haupthandlungsträger sind ein kleiner Junge (auch King-typisch) und dessen Großvater, der von mysteriösen Legenden im nahegelegenen Wald zu berichten weiß. Die Freundin unseres Alkis stolpert beim Spaziergang im Wald über ein merkwürdiges Gebilde. Ihr zweitbester Freund, eine drollige Promenadenmischung, und sie fangen an zu buddeln. Ein giftgrünes Leuchten nimmt vom Hundchen besitz. Der beginnt sich daraufhin positiv zu verändern - trotz eines hohen Hundealters wird er agiler und sein Augenlicht verbessert sich. Auch die Freundin bemerkt einen Energieschub und geht deshalb mit wachsendem Elan daran, das Gebilde im Wald freizuschaufeln. Parallel dazu wird auch der Junge von dem grünen Leuchten beherrscht und er schafft es zu seiner eigenen Überraschung bei einer Zaubervorführung anläßlich seines Geburtstags seinen kleinen Bruder verschwinden zu lassen. Das ganze Kaff erfährt einen ungeheuren Kreativitätsschub und jeder beginnt, seltsame Erfindungen zu machen. Lediglich der Alki, der weibliche Sheriff und besagter Großvater bemerken, dass mit der Gemeinde etwas nicht mehr stimmt. Doch der Held hat ja noch sein eigenes Problem...
Wie wurde nun der 680-Seiten-Schmöker in 170 Fernsehminuten umgesetzt? Ich möchte mit dem Begriff "Kurzweilig" antworten. Der Anfang ist etwas zäh, bis man die vielen verschiedenen Gesichter und ihre Beziehungen untereinander zuordnen kann. Der Übergriff der fremden Macht wird schleichend umgesetzt und der Zuschauer ist somit gut in der Lage mitzuhalten, wer denn nun schon infiziert ist und wer nicht. Erleichtert wird dies auch durch gewisse optische Veränderungen - die Opfer der Tommyknockers verlieren einen Zahn und sehen etwas kränklich aus. Kurz vor Schluß gerät der Film allerdings in Gefahr, zu sehr auf der Stelle zu treten, aber es wird dann das sehr gut umgesetzte Finale eingeleitet, bevor es zu störend wird.
Die Darstellerriege ist durchgehend solide. Ein paar Gesichter kennt man bereits von der Leinwand ohne jetzt allzu populäre Stars aufzubieten. Aber die Visagen von E.G. Marschall, Cliff de Young, Joanna Cassidy hat der eine oder andere bestimmt schon mal gesehen. Erwähnenswert noch Traci Lords, die entsprechend ihrer Vorgeschichte als Porno-Queen als blondes Luder besetzt wurde. Regie führt ein gewisser John Power, der mir durch sein australisches TV-Wüsten-Drama "Strassen zur Hölle" in positiver Erinnerung war. Auch hier liefert er eine solide Arbeit ab.
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